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El Hierro
 


Anfang Mai, als wir bereits eine Woche in La Restinga gelegen hatten, kam ein schmales langes Boot in die Hafeneinfahrt. Keines das vom Baustil hier her gehörte. Das Boot war vollbesetzt mit Menschen, die sich mit dem Sprung nach Europa eine Zukunft erhoffen. Direkt hinter der Hermann Heinrich machte ein Flüchtlingsboot fest. Das Boot war etwa 8-9mtr. lang und gerade mal 2 Meter breit. In dem Boot standen 45 junge Männer, eine vernünftige Möglichkeit zum Sitzen oder gar zum Liegen gab es kaum. Wir werden zum ersten mal sehr direkt mit der Armut konfrontiert.
Vier Tage waren die Flüchtlinge in diesem völlig überlandenen offenen Fischerboot unterwegs, einige mussten aus dem Boot gehoben werden, da sie nicht mehr genügend Kraft hatten, selbst aus dem Boot zu kommen. Das spanische Cruze Roja (Rote Kreuz) ist schnell zur Stelle, versorgt die Menschen mit Wasser, Kleidern und Energieriegeln. Doch dann lässt man die Leute zwei oder drei Stunden lang in der Sonne sitzen bis die Behörden endlich einen Transport organisiert haben. Angie und ich machen ein paar Aufnahmen und ich ringe mit mir, ob ich versuchen soll ein Interview mit einem der Flüchtlinge zu bekommen. Doch die Flüchtlinge werden abgeschirmt und ohne Presseausweis bekommen wir keinen Kontakt. So bleiben wir die Beobachter dieses bitteren Dramas, das sich, wie wir kurz darauf erfuhren, zur selben Zeit auf vielen Nachbarinseln abgespielt hat. Ein Eindruck, der uns mit Sicherheit nicht mehr aus dem Gedächniss verloren gehen wird, insbesondere Felix und Marvin. Wenigstens sind bei dieser Fahrt keine Toten zu beklagen, doch das scheint eher Zufall.
Was könnten wir tun um solche Dramen in Zukunft zu verhindern? Ein ausgeglicheneres Wirschaftssystem in dem die Gelder gerechter verteilt werden, wäre mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung doch das wird wohl auch in Zukunft an den Menschen scheitern, die für sich in Anspruch nehmen nicht genug Geld verdienen zu können.

 

 

El Hierro ist auch im Mai noch kühl!

Traurig macht mich der Gedanke daran, dass die Menschen in Europa einmal mehr an ihren Stammtischen sitzen werden und von "Wirtschaftsflüchtlingen" sprechen. Macht es denn tatsächlich einen Unterschied, ob man zusehen muss wie die Familie Hunger leidet oder an einfachen Krankheiten stirbt weil nicht einmal das Geld für die einfachsten Medikamente vorhanden ist oder ob man politisch verfolgt und eingesperrt wird?

Zwei Tage nach der Landung der Flüchtlinge, kommt ein Radlader und macht Kleinholz aus dem seetüchtigem Fischerboot, das 45 Menschen sicher durch den Atlantik getragen hat. Für mich ein bitteres Zeichen wie wir in unserer Konsumgesellschaft mit Werten umgehen.

Wir bleiben noch ein paar Tage in La Restinga, geniesen die ruhige Atmosphäre des Hafens und den wundervollen kleinen Strand der so liebevoll angelegt wurde, dass man sich schon an irgendwelche "Tropic Badewelten" erinnert fühlt, nur dass dort die Strände mit Sicherheit nicht schwarz sind!

Frank 23.06.2008

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